Flugzeugabsturz in der Arberseewand

10.09.2024 | Veranstaltungen

Die Absturzstelle an der Arberseewand in einer historischen Aufnahme. (Bilder/Archiv: Roland Schreder)

Die Verletzten wurden nach ihrer Rettung im Zwieseler Krankenhaus umgehend versorgt.

Marterl im Gedenken an den tödlich beim Flugzeugabsturz verunglückten Dr. Alexander Schulz.

Roland Schreder berichtet im Weihnachtsheft 2024 über die Umstände des Flugzeugabsturzes, der sich vor genau 85 Jahren in der Arberseewand ereignete. 
Hier finden Sie weitere interessante Details zur Unglücksmaschine, zu den Ersthelfern vor Ort, zu Besatzung und Passagieren, zur ärztlichen Versorgung im örtlichen Krankenhaus:

Die verunglückte Maschine:

Das dreimotorige Verkehrsflugzeug Junkers Ju 52 wurde 1935 von der Junkers Flugzeugwerk AG in Dessau gebaut. Das Verkehrsflugzeug war zunächst für die Deutsche Lufthansa im Einsatz, bevor es an die italienische Ala Littoria verkauft wurde. Die im Volksmund  liebevoll „Tante Ju“ genannte Maschine vom Typ Junkers Ju 52/3mlu wurde als dreimotoriges Verkehrs- und Transportflugzeug entwickelt. Charakteristisch war die Wellblechverplankung aus Leichtmetall. Die Maschine bot 15 Passagieren Platz und war zusätzlich mit 2 Notsitzen ausgestattet. Die Flugzeugbesatzung bestand aus 3 – 4 Personen.

 

Holzhauer, die als Ersthelfer an der Absturzstelle eintrafen:

Pledl Ludwig
Nachmüller Alois
Schober Josef
Fürst Georg
Koller Josef
Pöschl Karl
Achatz Hans 

Besatzung der in der Arberseewand verunglückten I-BAUS 4063 (X = im Patientenbuch des Krankenhaus als verletzt aufgeführt):

Schiano Leonida, Flugkapitan aus Padua (X)
Bruzzane Luitte, Funker aus Genua (X)
Roscola Ugo, Bordingenieur aus Venedig (X)
Sttimelli Umberto, Funker (X)

Namentlich gelistete Fluggäste (X = im Patientenbuch des Krankenhaus als verletzt aufgeführt):

Banfi Alfredo, Industrieller aus Turin (X)
Levy Georg, Reisebüroleiter aus Berlin (X)
Warth Paul, Geschäftsinhaber aus München (X)
Laessig Paul, Fabrikdirektor aus München-Solln (X)
Walz Erhard, Referent für Verkehrspolitik, Berlin (X)
Braus Gustav, Ingenieur aus München
Stevens Gerda, Arztgattin aus Altmünster (X)
von Hösch Dorothea, Ehefrau eines deutschen Diplomaten (X)
König Helena, Berlin-Wilmersdorf (X)
 

Todesopfer (5):

Dr. jur. Alexander Schulz, Fabrikdirektor aus Berlin
Franz Gareis, Prokurist aus München
Wolfgang Eduard Zorer, Hauptmann a. D. aus Berlin
Irmgard Zeller, Ehefrau eines Funkermaschinisten der Deutschen Lufthansa, München-Rammersdorf
Gerda Stevens, Arztgattin aus Altomünster, verstarb nach dem Absturz im Krankenhaus

Beim Flugzeugabsturz in der Arberseewand starb kurioserweise auch ein mitgeführter Hund.  

 

Ärztliche Versorgung:

Die zum Teil schwer verletzten Absturzopfer wurden in das Krankenhaus Zwiesel der AOK Regen verbracht und dort  durch den Arzt Dr. Mörtelbauer aus Kirchdorf im Wald mustergültig versorgt, nachdem man Chefarzt Dr. Damrich zur Wehrmacht eingezogen hatte. Eine eigens eingesetzte Untersuchungskommission bestätigte die gute Versorgung im Krankenhaus und lobte ausdrücklich die hervorragende Arbeit Dr. Mörtelbauers. 

Dank und Anerkennung für die Helfer:

Von den Machthabern erhielten die am Rettungseinsatz in der Arberseewand beteiligten Bergwachtmitglieder eine öffentliche Belobigung. Mit Schreiben vom 1. März 1940 würdigt die Kreisleitung Regen-Grafenau der NSDAP im Auftrag des Reichsministers für Luftfahrt, Generalfeldmarschall Hermann Göring, den „opfermutigen Einsatz“ der Helfer und spricht ihnen Dank und Anerkennung aus. Der Holzhauer Josef Koller aus Ebenstadl, Gemeinde Bayer. Eisenstein, erhielt von der italienischen Ala Littoria zusätzlich ein kleines Geschenk sowie einen Geldbetrag.

Totengedenken:

Im Zugangsbereich zur Arberseewand erinnert ein Marterl an den tödlich verunglückten Passagier Dr. jur. Alexander Schulz. Im Gedenkbrett, von den Kindern errichtet, ist das Flugsymbol der Ala Littoria eingearbeitet.

Abschließende Bergung:

Im Frühjahr 1940 folgte die Bergung des Flugzeugwracks aus der Arberseewand. Die verbliebenen Teile der verunglückten Ju 52 wurden nach Zwiesel gebracht und zum weiteren Abtransport am Bahnhof verladen.