Die Geschichte der Athanor Akademie Passau
25.04.2022 | Leserbriefe
Leserbrief zum Artikel:
Die Athanor Akademie für Darstellende Kunst in Passau
Schöner Bayerischer Wald, Nr. 264 Januar/Februar 2022, S. 16 ff.
Mit großer Freude konnte ich dem Artikel von Regina Kremsreiter entnehmen, dass die Athanor Theaterakademie seit 2015 in Passau ihr neues Domizil gefunden hat. Wie schon 20 Jahre davor in Burghausen erfahren dort die Studierenden in den Fächern Schauspiel und Regie eine grundlegende, praxisnahe Ausbildung zur Bühnen- und Filmreife, gepaart mit Spielfreude und Kreativität. Burghausen war jedoch nicht der Gründungsort der Athanor Akademie.
Ihre Vorgeschichte reicht bis in das Jahr 1985 zurück, als Prof. Dr. David Essrig Vorbereitungen für eine freie künstlerische Arbeit traf und in München den „Athanor e.V., gemeinnütziger Verein zur Förderung der Kunst des Theaters“ gründete. Die theoretische Grundlage bildete das im selben Jahr erschienene Buch „Commedia dell’arte – Eine Bildgeschichte der Kunst des Spektakels“. 1986 wurde in der Türkenstraße im Münchner Stadtteil Schwabing die „Athanor Fortbildungsstätte für Berufsschauspieler“ gegründet. „Athanor“ ist der Name für den Schmelzofen der Alchimisten, im übertragenen Sinne laut Essrig „ein künstlicher Raum, in welchem die natürlichen, physischen wie seelischen Prozesse nachvollzogen werden“. 1991 erfolgte die staatliche Genehmigung für die Gründung der „Athanor Fachakademie für darstellende Kunst“.
Mit dem ebenso anspruchsvollen wie ehrgeizigen Theater- und Kulturprojekt „Der Golem“ hoffte Essrig in den Jahren 1992/93, mit seinem Athanor Theater samt Fachakademie für darstellende Kunst Fuß in der oberbayerischen Stadt Fürstenfeldbruck Fuß zu fassen, wo damals das Kulturzentrum Fürstenfeld entstand. Der Stadtverwaltung und dem Stadtrat lag ein detailliertes Lehrplankonzept und Raumbedarfsprogramm für die Athanor Fachakademie für darstellende Kunst vor, und die Aufführung des Golem überzeugte in jeder Hinsicht. Dennoch entschieden die Fürstenfeldbrucker Stadtoberen gegen die Niederlassung der Theaterakademie, weil sie eine Beeinträchtigung des ihrerseits beschlossenen Nutzungskonzepts für das Kulturzentrum an der Amper befürchteten. Es dauerte bis 1995, ehe die Athanor Akademie hoch über der Salzach, in den Mauern der längsten Burg der Welt, die benötigten Probe- und Verwaltungsräume, Lager und Werkstätten einrichten und bis zum Sommer 2014 dortbleiben konnte.
Schön zu lesen, dass der geniale Schmelztiegel Athanor nunmehr seit 2015 in der Dreiflüssestadt Passau seinen Zauber entfalten darf, nachdem man ihn vor 30 Jahren im Speckgürtel der Stadt München verschmäht hat.
Werner Dreher, Dachau